Der Unterschied zwischen einer Meinung und einem besseren Plan

Wenn sogar der Ethikrat eine Debatte über die Beendigung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie fordert, sollten wir vielleicht vorab klären, über was geredet werden soll. Ich sage, es kann hier nicht um einen Austausch von Meinungen und Befindlichkeiten gehen. Das einzige, worüber eine Debatte lohnt, wären alternative, begründete und durchdachte Krisenstrategien. Solche sehe ich allerdings bis jetzt nicht – leider.

Die Medien transportieren in den letzten Tagen zunehmend mehr Äußerungen des Unmuts über eine Fortsetzung der Kontaktverbote für Gruppen von mehr als 2 Personen. Wie repräsentativ das ist, ist schwer zu sagen. Ja, ich kenne Menschen, die die Situation sehr belastet. Aber auch von denen sind einige überzeugt, dass strenge Maßnahmen notwendig sind. Vor allem, wenn sie aus Corona-Hotspots kommen und aus eigener Anschauung wissen, dass es bei weitem nicht nur die Ältesten sind, die einen schweren Verlauf haben können. Auf der anderen Seite gibt es sogar unter denen, denen es eigentlich auch jetzt ganz gut geht, Stimmen, die ihre Normalität von vor Corona wieder haben wollen.

Plötzlich tauchen genau da auch die AfD und die FDP wieder aus der Versenkung auf. Passend platziert direkt nach düsteren Rezessionsprognosen dürfen sie in der Tagesschau erklären, dass jetzt langsam im Sinne einer Rettung der Wirtschaft aber mal Schluss sein müsse mit dem „totalen Shutdown“ (eine etwas exaltierte Wortwahl, wie ich finde, für das was wir gerade erleben, wo vieles immer noch funktioniert).

Aber Leute: wo sind eure Gegenvorschläge? Könnt ihr darlegen, wie sich, bei allem, was wir über die Ausbreitung des Virus, unser Gesundheitssystem- und unser Wirtschaftssystem wissen, die Zukunft entwickeln könnte, wenn wir jetzt einfach mal zurück auf „Normal“ gehen? Ich habe noch kein entsprechendes Szenario gesehen. (Weidel ist ja der Auffassung, die deutsche Wirtschaft müsse dann aus Geldern saniert werden, die durch Fallenlassen aller Klimaschutzprogramme und von sozialer Gleichstellungspolitik frei werden könnten. Dazwischen soll wahrscheinlich das Militär dafür sorgen, dass Verteilungskämpfe verschleiert und der Schein der „Normalität“ für ein paar wenige hier in Deutschland aufrecht erhalten werden.).

Diejenigen, die Entscheidungen über die Maßnahmen bis hierher getroffen haben, haben allerdings ihre Daten und die von ihnen zu Grunde gelegten möglichen Szenarien öffentlich nachvollziehbar angegeben. Eine gute Zusammenfassung findet sich zum Beispiel hier (maiLab). Und der Plan wäre, die Folgen gemeinsam zu schultern. Ich trete gerne etwas kürzer, wenn dafür am Ende alle halbwegs gut durchkommen. Ehrensache. (Vielleicht auch eine Gelegenheit, mal wieder über das Thema Einheitslohn nachzudenken).

Es gibt ein interessantes Gedankenexperiment von John Rawls, der meint, gerechte Entscheidungen kommen nur dann heraus, wenn die, die sie treffen, nicht wissen, auf welcher Seite sie am Ende stehen werden. Übertragen auf die aktuelle Situation: wir sollten Entscheidungen treffen, die wir auch dann noch richtig fänden, wenn wir z.b. selbst ein Beatmungsgerät bräuchten um zu überleben, selbst im Schichtdienst im Krankenhaus angestellt wären, selbst arbeitslos würden, selbst einen Betrieb zu leiten hätten, selbst mit 2 Kindern in einer engen Mietwohnung leben müssten, selbst in einem Flüchtlingslager auf einer griechischen Insel eingepfercht wären, etc.

Ich frage mich das oft, wenn Leute einfach nicht weiter als bis zur eigenen Schuhspitze denken, wie das wäre, wenn sie plötzlich auf der anderen Seite ihrer kleinen Gedanken aufwachen würden. Eigentlich hoffe ich, dass sie das tun, bevor sie in der echten Welt noch mehr Schaden anrichten als sie eh schon erleidet.

Habt ihr Anmerkungen oder einen besseren Plan? Dann hinterlasst doch einen Kommentar!

Corona – wem nützt es?

Der folgende Text entstand als Antwort auf die Mail einer Freundin, die sich fragt, warum jetzt zu so „drakonischen“ Maßnahmen gegriffen wird, wo doch 25.000 Grippetote 2017/18 der Öffentlichkeit kaum eine Meldung wert waren.

Nach allen Infos, die mir vorliegen, scheint mir der Hauptunterschied zu damals darin zu liegen, dass Corona viel ansteckender ist und dass es keine Impfung dagegen gibt. Beides zusammen bedeutet, dass die Fälle innerhalb kurzer Zeit so viele werden können, dass das Gesundheitssystem komplett zusammenbricht. Dann wäre eine medizinische Versorgung für jede und jeden einzelnen von uns nicht mehr gesichert.
Die zwei Online-Artikel, die ich schon in meinem letzten Blogbeitrag verlinkt habe, illustrieren, was ich meine.

Eine gute Darstellung möglicher Epidemie-Verläufe, die sehr deutlich macht, warum es nötig ist, dass jetzt sofort ALLE ihre körperlichen Sozialkontakte auf ein absolutes Minimum reduzieren, findet sich hier: https://perspective-daily.de/article/1181/7UikVAkg
Die Washington Post hat derweil auch eine sehr anschauliche Simulation online gestellt, die dasselbe vielleicht noch eindrücklicher vermittelt (und kürzer und verständlicher).

Kennst du Menschen, die im Krankenhaus arbeiten? Frag die mal, was sie denken. Die Situation kann dort sehr schnell sehr prekär werden, wenn nicht alle und jetzt sofort mithelfen, die Explosion der Infektionsfälle zu vermeiden. Wenn alle auf einmal krank werden, ist eine adäquate medizinische Versorgung für niemanden mehr sicher – auch nicht für werdende Mütter, für Kinder mit Blinddarmdurchbruch oder für Jugendliche Opfer von Verkehrsunfällen. Für niemanden.

Innerer Widerstand gegen Bevormundung, Misstrauen gegenüber der Regierung, all das ist mir durchaus vertraut, darf aber nicht dazu führen, auch vernünftige Maßnahmen abzulehnen.

Und ich habe bislang kein Argument gehört, dass die Fakten auf der ganzen Welt anerkennt und gleichzeitig darlegen kann, warum diese Maßnahmen falsch sind.

“Drakonisch“, wie du sagst, müssen diese offensichtlich sein, weil so viele Menschen inzwischen glauben, Fakten ignorieren zu dürfen (solange es sie nicht selbst betrifft) und Egoismus mit dem Recht auf Selbstbestimmung verwechseln.

Die gegenwärtige Situation macht vielleicht deutlich, was dieses Recht auf Selbstbestimmung eben nicht sein darf: die schrankenlose Verwirklichung der eigenen Bedürfnisse ohne Rücksicht auf die anderen. Im Gegenteil: Gegenseitige Rücksichtnahme und Selbstbegrenzung zum Schutz anderer gehören bedingungslos zum Recht auf Selbstbestimmung in Gemeinschaft. Anders ist dieses Recht doch gar nicht sinnvoll denkbar. Oder?

Du fragst, wer von dieser Entwicklung profitieren wird. Ich sage: das ist noch nicht ausgemacht! 

Natürlich werden die üblichen Verdächtigen (Pharmaindustrie zb) versuchen, Profit draus zu schlagen. Natürlich stärken Notstandsgesetze erstmal den Repressionsapparat. Usw. Aber.

Genau solche Auseinandersetzungen, wie wir sie gerade führen, können auch eine radikalere Form von Demokratie beleben und in die Welt bringen. Wir müssen reden, und wir müssen über Fakten reden und Argumente austauschen. Populismus muss hier versagen, Elitedenken entlarvt sich selbst, und wer sich wirklich um wen sorgt, zeigt sich im ganz konkreten Verhalten.

Wenn wir es schaffen, in dieser Situation auch in ganz neuen Konstellationen (auch über unterschiedliche Hautfarben und Sprachen hinweg) neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu begründen, dann haben wir ein großes Pfund in der Hand, mit dem wir denen, die sich am Ende einfach nur bereichern oder ihrer eigenen Macht versichern wollen, entgegentreten können. Letztlich ist die Frage, wer profitiert, immer eine Frage der Macht, und nie endgültig entschieden.

Ich freue mich auf eure Kommentare!

An der Grenze zum Risikogebiet

Hier im Süden Deutschlands, an der Grenze zum Risikogebiet Grand-Est in Frankreich, sind Fieber, Schnupfen, Husten und Halsschmerzen plötzlich etwas ganz anderes als noch vor 1 oder 2 Wochen. Du stellst dir die Frage: kann das Corona sein? Du bleibst von der Arbeit fern und die sind froh drüber, erstmal auch ohne Attest. Das bekommst du telefonisch bei der Ärztin deines Vertrauens, und wenn du fragst, ob das Corona sein kann, wirst du gefragt, ob du Kontakt mit einer/einem Infizierten hattest oder in einem Risikogebiet warst. Da das bei mir nicht der Fall war, und ich nur erhöhte Temperatur und Druck auf der Brust hatte, hieß es: kein Corona, zuhause bleiben und selbst auskurieren. Ich habe mir gemeinsam mit meiner Liebsten (und das ist natürlich unendlich viel wert) erstmal Kontaktsperre verordnet. Und mich darauf besonnen, was ich in meiner Heilkräuterausbildung bei der großartigen Pflanzenkennerin und Pharmazeutin Katharina Vogelsang gelernt habe….

Absolut wichtig: Kontaktsperre

Egal ob krank oder nicht krank – jetzt geht es darum, zuhause und für sich zu bleiben! Eine gute Darstellung möglicher Epidemie-Verläufe, die sehr deutlich macht, warum es nötig ist, dass jetzt sofort ALLE ihre körperlichen Sozialkontakte auf ein absolutes Minimum reduzieren, findet sich hier: https://perspective-daily.de/article/1181/7UikVAkg

Die Washington Post hat derweil auch eine sehr anschauliche Simulation online gestellt, die dasselbe vielleicht noch eindrücklicher vermittelt (und kürzer und verständlicher).

Spätestens nach dem Lesen dieser Informationen ist es für mich keine Frage mehr, dass ich wirklich alles dazu beitragen möchte, dem Virus möglichst wenig Gelegenheit zu geben, sich weiterzuverbreiten. Und da ich selbst mir nicht mal ganz sicher sein kann, dass ich ihn nicht habe (es wird ja von ganz unterschiedlichen schwachen Verläufen gesprochen), will ich niemanden auch nur dem minimalsten Risiko aussetzen. Was nicht nur einfach ist, denn es kann sogar bedeuten, Menschen, die wir lieben, Bitten abzuschlagen. Aber vielleicht können wir indirekt helfen, andere schicken, Telefonkontakt halten, etc. Mehr denn je sind Selbsthilfe, Phantasie, Solidarität und Improvisation gefragt. Wenn es etwas Gutes an der Situation gibt, dann ist es das.

Erste Hilfe aus der Apotheke der Natur

Damals während meiner Phytotherapie-Ausbildung habe ich eine Art digitales Herbarium angelegt. Dies ist immer noch in meinem alten Blog zu finden. Heute besonders interessant sind die Pflanzen, die bei einer Erkrankung der Atemwege helfen können. Außerdem gilt es natürlich generell, das Immunsystems zu stärken. Ich mache derzeit aus gegebenen Anlass Selbstversuche und werde weiter berichten. Was ich jetzt schon sagen kann: mein selbst angesetzter Zirbenschnaps (aus noch im letzten Jahr im schönen Martelltal selbst gesammelten Zirbenzapfen) half innerlich super gegen den Druck auf der Brust. Äußerlich angewendet hat eine selbstgerührte Salbe mit Thymian und Eukalyptus gefühlt ebenfalls die Arbeit der Lunge erleichtert. Dazu natürlich reichlich Tee trinken, zum Beispiel Spitzwegerich und Holunderblüten, Kamille, Malvenblätter, Lindenblüten, und wenn es nicht zu sehr kratzt auch Thymian, Salbei, Rosmarin…. Am besten mindestens einmal am Tag mit einem Löffelchen Honig (laut meiner Oma die beste Hilfe zur Genesung überhaupt).

Die wissenschaftlich untersuchten Wirkungen verschiedener Kräuter könnt ihr auf den Seiten der sogenannten Komission E lesen, oder auf englisch auch hier. Und wenn ihr euch nicht sicher seid oder draußen nix findet, fragt einfach eure lokalen Apotherker*innen.

Sehr wohltuend ist auch immer wieder und wohldosiert Bewegung an der frischen Luft. Wer sich dazu inspirieren lassen möchte, findet bei der wundervollen Taiji-Lehrerin Sasa Krauter tolle Anregungen: https://www.sasakrauter.de/wissen/videos/, zuletzt eine Übungsreihe zur Stärkung der Lungen.

Und wenn wir dann schon an der frischen Luft sind, können wir vielleicht auch hier und da ein bisschen frisches Grün knabbern: Scharbockskraut zum Beispiel enthält viel Vitamin C (sollte aber wirklich nur vor der Blüte gegessen werden, später entwickelt es Giftstoffe!), Bärlauch wirkt unter anderem stoffwechselanregend, und vielleicht sehen wir zur Zeit auch am Wegesrand Huflattich stehen, eine früher sehr gebräuchliche Heilpflanze bei Husten und Erkrankungen der Atemwege, die jedoch mit Vorsicht betrachtet wird, seit bestimmte Inhaltsstoffe in den Verdacht kamen, vor allem der Leber zu schaden.

Generell gilt beim Sammeln von Wildpflanzen: Genau sein (denn Verwechslungen können tödlich sein, wie bei Bärlauch und Maiglöckchen) und Rücksicht auf die Natur nehmen! Das heißt auch, immer genug stehen lassen, dass andere noch etwas davon haben und die Samen/Früchte ausreifen können, so dass im nächsten Jahr wieder genug für alle wachsen kann. Klar, oder?

Bleibt gesund!