Warum individuelle Freiheit ein maskulinistisches Konzept ist

Das Pochen auf individuelle Freiheiten ist weder im Zusammenhang mit Corona noch im Hinblick auf die Zerstörung der Lebensbedingungen auf der Erde ein Merkmal konstruktiver Lösungsvorschläge. Nicht falsch verstehen: hier geht es nicht um den Ruf nach einer Diktatur. Sondern darum, dass wir dringend aufhören sollten, uns als einzelne, unabhängige Wesen zu verstehen. Leben ist, – genau wie Verstehen – nur in wechselseitiger Abhängigkeit und in Beziehung möglich.

Die US-amerikanische Politikwissenschaftlerin Wendy Brown hat sich in ihrem 1995 erschienenen und leider nie ins Deutsche übersetzten Buch States of Injury ausführlich mit dem Begriff der „individuellen Freiheit“ beschäftigt. Sie zeigt, dass dieser Begriff im Kontext des Liberalismus (als dem vorherrschenden Narrativ des Kapitalismus) systematisch auf der Unterordnung von Frauen basiert.

Ihre Kernthesen lauten:

1. Der Liberalismus baut auf einer klaren Arbeitsteilung auf.

2. Auf diese Weise ist es der Liberalismus, der gewisse Eigenschaften und Aktivitäten an Geschlechtszugehörigkeiten bindet, und zwar indem er diese Arbeitsteilung ideologisch mit „Natur“ begründet.

3. Die vermeintlich neutral verwendeten Begriffe des politischen Lebens („Freiheit“ und „Gleichheit“) verschleiern diese Ordnung der Gesellschaft und den dahinter stehenden Maskulinismus.

4. Feminismus innerhalb des Liberalismus kann nur existieren, indem die liberale Arbeitsteilung andere untergeordnete Gruppen anstelle der (bürgerlichen) Frauen einsetzt.

Folgendermaßen verläuft ihre Argumentation:

Historisch wurde mit dem Übergang vom Feudalismus zum Liberalismus und durch Industrialisierung und die Ausweitung kapitalistischer Produktionsweisen die Trennung zwischen familiengebundener Haushaltsarbeit und öffentlich sichtbarer Lohnarbeit immer schärfer. Dies führte zur Aufteilung der Gesellschaft in deutlich getrennte Sphären – auf der einen Seite Ökonomie und Zivilgesellschaft, auf der anderen die Familie.

Der Zivilgesellschaft und der Familie steht im Liberalismus der Staat gegenüber, der sich aus den anderen Bereichen rauszuhalten hat, solange dort nicht alle gegen alle kämpfen, denn der Mensch sei ja dem Menschen ein Wolf, so wird erzählt. Warum dieses Narrativ nicht für die Familie gelte, fragt Wendy Brown sodann. Weil es sich hier um eine Sphäre handle, in der Wettbewerb und Interessenkollisionen per Definition nicht vorkommen, denn es entspreche ja der „natürlichen“ Rolle von Frauen und Kindern, sich den Bedürfnissen und Interessen der Männer unterzuordnen und für deren Erhalt und gute Laune zu sorgen. Dafür stehe nicht zuletzt das Bild vom Hafen (der Ehe) inmitten der ansonsten stürmischen See des (zivilen, männlichen) Lebens.

Da das eine (kapitalistische Produktionsformen) nicht ohne das andere (Fürsorge und Reproduktion) funktioniert, wird die genderbasierte Zuschreibung von bestimmten Pflichten und Tätigkeitsbereichen zur unbedingten Voraussetzung für die Konstitution des liberalen, diese Produktionsformen bejahenden Subjekts.

Das liberale Subjekt als Basiseinheit liberaler Gesellschaftsvorstellungen ist ein Individuum, das als souverän und autark gilt. Bedürftigkeiten und Abhängigkeiten werden absichtsvoll ausgeklammert. Autarkie, das Handeln im eigenen Interesse, die Orientierung hin auf Dinge und Gewinn werden Männern zugeschrieben, weshalb Frauen, denen Zugehörigkeit, Bindung und Altruismus zugeschrieben und die als beziehungsorientiert gezeichnet werden, unsichtbar werden müssen.

Gleichheit gilt in der bürgerlich-liberalen Auffassung vor allem vor dem Gesetz, was im selben Zuge bedeutet, sie gilt dort nicht, wo das Gesetz nicht hinreicht, nämlich in der Familie. Wie Brown feststellt: „Liberalism, presuming rational men, has no theory of violence practiced for reasons-psychic, erotic, etc.-independent of material gain.“ (vgl. Brown 1995, 150). Genau in diesen Bereichen verfügt das liberale Subjekt, das also deutlich männlich konnotiert ist, über seine gefährliche Freiheit.

Wenn Frauen sich genauso autark, egoistisch, besitz- und gewinnorientiert verhalten wie Männer oder sich als Lesben oder bewusst männerlos lebende Frauen der Reproduktions- und Care-Arbeit verweigern, werden sie nicht nur kritisiert und diffamiert (und damit zurück an den ihnen zugedachten Platz verwiesen). Da, wenn das alle täten, die Gesellschaft als Ganze und die Familie im Besonderen nicht mehr funktionieren würde, ist ein solches Verhalten innerhalb der liberal gefassten Gesellschaft nur möglich, wenn und solange Frauen die doppelte Belastung auf sich nehmen, oder wenn die eigentlich ihnen zugeschriebenen Arbeiten von anderen, ebenfalls untergeordneten Menschen übernommen werden. Wie Brown später schreibt: „the emancipation of particular women can be ‚·purchased“ through the subordination of substitutes“ (Brown 1995, 164), beispielhaft hierfür steht die bürgerliche Frau, „as every middle and upper-class woman… has purchased her liberty, personhood, and equality through child care and ‚ household help‘ provided by women earning a fraction of their boss’s wage“ (Brown 1995, 164f). An dieser Stelle greifen Klassenunterschiede und Rassismus.

„Individuelle Freiheit“ und „Gleichheit“ erscheinen bei Brown – und der Ansatz überzeugt mich – als genuin liberale Konzepte, die unauflösbar mit Maskulinismus, Dominanz und Unterwerfung verbunden sind. Im Blick auf die Kolonialgeschichte wäre zu ergänzen: auch mit Rassismus.

Ein Denken, das darüber hinausgehen will, muss stattdessen Fürsorge, wechselseitige Abhängigkeiten und faktische Machtverhältnisse zum Ausgangspunkt nehmen.

Zu diesem Thema passt auch die aktuelle Ausstellung „Critical Zones“ im ZKM Karlsruhe, über die ich noch berichten möchte. Die Spur werde ich also weiterverfolgen – und wenn ihr wollt, nehme ich euch gerne mit!

Literatur:

Wendy Brown: States of Injury. Princeton, New Jersey: Princeton University Press, 1995.

Critical Zones im ZKM Karslruhe:

Eine „digitale Gedanken-Ausstellung“ über den Umgang mit dem Leben, kuratiert unter anderem von dem sehr sympathischen Philosophen Bruno Latour: https://critical-zones.zkm.de

Update: Verstehen als Beziehungsarbeit

Und noch ein Update in eigener Sache: falls ihr meinen letzten Beitrag „Verstehen als Beziehungsarbeit“ nicht gefunden habt (ich hab ihn aus Versehen zunächst unter einem falschen Datum veröffentlicht), der richtige Link ist https://prinzessinkarl.wordpress.com/2020/05/16/verstehen-als-beziehungsarbeit/

„Corona-Wahnsinn“ – who is who?

Wichtiges Update zu „Wir dachten, Hitler baut nur Autobahnen“: das Netzwerk „Lesben gegen Rechts“ hat ein Who-is-who der Corona-Demos erstellt und darin zahlreiche Verbindungen nach Rechtsaußen dokumentiert. Hier könnt ihr euch das Dokument runterladen: https://prinzessinkarl.de/wp-content/uploads/2020/06/aktualisiert-who-is-who-der-coronaleugner-formatiert.pdf

A propos „Corona-Wahnsinn“… Was ist wohl wahnsinniger: mit entschiedenen, wenn auch schmerzhaften Mitteln zu versuchen, die schlimmsten Auswirkungen einer Pandemie zu verhindern, oder einer Ansammlung rechtsextremer Arschlöcher in den Sattel zu helfen? Denn was die sonst noch wollen, außer „Zwangsimpfungen“ zu verhindern: Gleichstellungspolitiken beenden, die wenigen verbliebenen staatlichen und gewerkschaftlichen Eingriffsmöglichkeiten in den (deutschnationalen) Kapitalismus zurückschneiden, Geflüchtete verrecken lassen, Klimapolitik zurückdrehen, den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk abschaffen oder zur Propaganda in eigener Sache verpflichten… Naja, wer will, kann das alles selbst nachlesen.

Verstehen als Beziehungsarbeit

Unser Umgang mit einer neuen Krankheit, die sich pandemisch verbreitet, ist nicht anders als unser Umgang mit anderen ökologischen und ökonomischen Krisensituationen der letzten Jahrzehnte. Der bislang allerdings noch nirgends zu einer fundamentalen Wende geführt hat. Was fehlt?

Ich hatte ja von einiger Zeit schon versprochen, mal meine Arbeit „Erkenntnis als Kollateralschaden von Beziehungen“ hier hochzuladen. Gehindert hat mich daran bisher vor allem, dass ich nicht wusste, wie ich eine Verbindung herstellen könnte zu den Themen, die mich aktuell beschäftigen – und die eben auch mit Corona zusammenhängen.

So langsam allerdings dämmert mir etwas: Es sind im Kern dieselben Haltungen, die den Diskurs prägen, die mich immer wieder auf dieselbe Art verstören und die ich zunehmend für komplett untauglich halte. Sogar für desaströs. Ich meine einerseits die Vorstellung von objekthaften Wahrheiten (für die also keine Verantwortung zu übernehmen ist), und andererseits die Vorstellung von individueller Freiheit.

In „Erkenntnis als Kollateralschaden von Beziehungen“, einem Text der in Theoretischer Philosophie an der TU Darmstadt entstanden ist, geht es vorrangig um den ersten Bereich. Genauer gesagt um aktuelle Arbeiten feministischer Philosophinnen zur Frage nach der Beziehung zwischen uns und der Welt, und inwiefern die Art dieser Beziehung bereits vorgibt, was wir überhaupt für Erkenntnisse gewinnen können. Ihr werdet dort auch Vinciane Despret wiederfinden. Beispiele kommen aus der Genetik, der Verhaltensforschung und der Anthropologie.

Hier könnt ihr den Text lesen und runterladen: „Erkenntnis als Kollateralnutzen des Zusammenlebens“.

Auf vielleicht noch fatalere Art wird der öffentliche Diskurs immer wieder von einer Vorstellung individueller Freiheit geprägt, die es aus feministischer, ökologischer und sozialer Sicht hart zu kritisieren gilt. Hierzu entdecke ich gerade Wendy Brown, Politikwissenschaftlerin aus den USA (und außerdem Lebensgefährtin von Judith Butler, die hierzulande wohl bekannter ist). Eine ihrer Kernthesen ist, dass „individuelle Freiheit“ ein genuin neoliberales Konzept ist, das zudem unauflösbar mit Maskulinismus, Dominanz und Unterwerfung verbunden ist. Mehr dazu demnächst in diesem Blog!

Einheitslohn! zum 1. Mai 2020

Für alle? Ja, für alle! Denn eine Stunde Lebenszeit ist eine Stunde Lebenszeit, egal ob für die Care-Arbeiterin, die Professorin oder die IT-lerin! Vielleicht nicht ganz egal, ob jung oder alt? Und woher kommt dann der Anreiz, den eigenen Job gut zu machen und Verantwortung zu übernehmen? Und was hat Systemrelevanz damit zu tun?

Argumete für den Einheitslohn

Neben der mir nur gerecht scheinenden Vorstellung, dass letztlich die Zeit be/entlohnt werden sollte, die jede*r in – gesellschaftlich gewollte – Arbeit steckt, und zwar für alle gleich, gibt es noch ein paar weitere Argumente für den Einheitslohn. Komplizierte Tarifverhandlungen, Beitragsberechnungen und Steuerregelungen könnten stark vereinfacht werden. Keine*r müsste aus finanziellen Gründen eine Arbeit machen, die ihr oder ihm gar nicht (oder nicht mehr) liegt (in Kombination mit einem – niedriger anzusetzenden – Grundeinkommen erst recht nicht). Auch mit Care-Arbeit könnte ein Lebensunterhalt bestritten werden. Ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern sowie Hierarchien zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen gehörten der Vergangenheit an – alle verdienten denselben Respekt und hätten dieselben Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten. Die Frage danach, wer bestimmt, welche Arbeit in der Gesellschaft insgesamt überhaupt gemacht werden muss/sollte, käme aufs Tablett.

Aber Verantwortumg!?

Aber, höre ich Einwände, Leistung muss sich doch auch lohnen! Und lange Ausbildungszeiten! Und die Übernahme von besonderer Verantwortung!

Mögliche Antworten auf diese Fragen aus der konkreten Praxis sind zum Beispiel in diesem Erfahrungsbericht über eine Hamburger Firma enthalten. Hier werden Menschen aus einem Hamburger Unternehmen interviewt, das das Modell Einheitslohn seit Jahren praktiziert, und zwar erfolgreich, sowohl betriebswirtschaftlich als auch von der Zufriedenheit der Beschäftigten her.

Dort wurde über Verantwortung intern diskutiert. Als der Lkw-Fahrer für sich geltend machte, dass er auch Verantwortung trage, nämlich dafür, dass die Ware am Ende heil und pünktlich bei der Kundschaft ankomme, wurde allen Beteiligten klar, dass das Geschäft nur dann funktioniert, wenn jede*r an ihrem/seinem Platz Verantwortung für die eigene Aufgabe übernimmt. Es gibt also gar keine einzelne, herausgestellte Position, der allein für das Thema Verantwortung eine besondere Entlohnung gebührt – vielmehr sind Erfolg oder Misserfolg von allen am Produkt Beteiligten gemeinsam zu verantworten.

Nicht ohne soziale Grundsicherungen!

Trotzdem ist diese Hamburger Firma für mich kein Vorbild, denn dort findet das Prinzip der einheitlichen Entlohnung außerhalb eines sozial gesicherten Rahmens statt, konkret: ohne, dass die Mitarbeitenden sozialversichert sind. Das finde ich gefährlich und unpolitisch. Mir scheint im Gegensatz wichtig: Arbeit generell und Einheitslohn im Besondren geht nicht ohne eine soziale Grundsicherung, besser noch ein bedingungsloses Grundeinkommen, und nicht ohne einen gesicherten Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen für alle. Ganz kurz gesagt (und dazu ließen sich ganze Artikel schreiben): Grundeinkommen für alle, die nicht arbeiten können, ein Gesundheitssystem, das allen hilft, die es brauchen, und was die Bildung angeht…

Bildung

Stand jetzt sind Bildungschancen eng mit Herkunft sprich finanziellen Möglichkeiten und Ansprüchen der Eltern verknüpft. Dies könnte durch ein gesichertes Grundeinkommen und einen allgemeinen Zugang zu Bildung umgangen werden. Und wenn alle studieren können, die das wollen (und wann sie wollen), dann wäre einerseits der akademische Nachwuchs ( z.B. in Schulen und Medizin) gesichert, andererseits fiele das Argument weg, dass längere Ausbildungen ein höheres Gehalt rechtfertigen, denn sie wären/sind ja gesellschaftlich finanziert.

Dieser Gedanke passt gut zu Zeiten, in denen nicht zuletzt technologische Entwicklungen ständige Veränderung in der Arbeitswelt erfordern. Der Gedanke ist auch nicht neu. Bereits im kleinen Band „Von der Freundschaft – Michel Foucault im Gespräch“ von 1984 las ich:

Foucault: „Ich glaube jedenfalls, daß eine fruchtbare Kritik nicht mit den ständigen Klageliedern der Leute zu vermengen ist. Was die konkreten Vorschläge angeht… vor allem dies: daß das Recht auf Wissen nicht einem Lebensalter und bestimmten Kategorien von Individuen vorbehalten sein darf, sondern dass man es ohne Stillstand und in vielfältigen Formen muß ausüben können.“ Christian de la Campagne (Le Monde): „Ist dieser Wissensdurst nicht zweideutig? Was sollen die Leute denn schließlich mit all dem Wissen machen, das sie bekommen?“ Foucault: „…Heute müsste man den Unterricht so gestalten, dass er dem Einzelnen ermöglicht, sich nach eigenem Ermessen zu verändern, was aber nur unter der Bedingung möglich ist, dass die Lehre eine ‚permanent‘ angebotene Möglichkeit ist.“

Dienst nach Vorschrift bringt niemanden weiter

Ein anderes funktionierendes Beispiel für ein bereits mit Einheitslohn arbeitendes Unternehmen wurde in der Süddeutschen vorgestellt. Ich empfehle den lesenswerten Bericht auch wegen der darin enthaltenen Kritik an dem neoliberalen Kurs der Gewerkschaften, die Machtstrukturen und Hierarchien viel grundsätzlicher in Frage stellen sollten. Der hierarchische Führungsstil in Unternehmen wie in Gewerkschaften führt nur dazu, dass die Menschen Dienst nach Vorschrift machten, wird einer der Gründer des Unternehmens zitiert. Sein Fazit: „Das bringt die Unternehmen aber nicht weiter.“ Eine andere Folge: Vereinzelung, Standesdünkel und Frust statt gleicher Rechte und Solidarität auch unter den Beschäftigten.

Basisdemokratie und Einheitslohn

In beiden erwähnten Beispielen ist die Einführung eines Einheitslohns eng mit basisdemokratischen Organisationsstrukturen verknüpft, und das ist, denke ich, gut so. Vielleicht auch anders gar nicht machbar. Denn nur so können alle in das Gefühl von Gerechtigkeit hineinwachsen, immer wieder neu, in der direkten Auseinandersetzung mit den anderen, die es betrifft. Damit Neid und Missgunst, das Gefühl, übervorteilt zu werden oder einfach Unzufriedenheit gar nicht erst aufkommen können, braucht es Transparenz und Durchlässigkeit. Fragen müssen diskutiert und gemeinsam beantwortet werden, aber eben auch gestellt – und so wären alle gleichermaßen in der Verantwortung für das, was passiert.

Systemrelevantes Fazit

Einheitslohn ist ein Konzept, das sich im Kleinen (also in einzelnen Unternehmen) jetzt sofort beginnen lässt und das im Großen schließlich seine ganze Sprengkraft beweisen könnte. Wenn alle bewusst Teil am Erfolg oder Misserfolg des Ganzen haben – das Ganze ist auf verschiedenen Ebenen gedacht das Unternehmen genauso wie die Gesellschaft mit all ihren Gemeinschaftseinrichtungen wie Gesundheitssystem und Bildung -, dann gibt es keine Rechtfertigung mehr für Standes- oder Gehaltsunterschiede. Wenn alle gleichen Zugang zu Gesundheitsversorgung, Konsum und Bildung haben, auch nicht für Neid und Hass. Die Unternehmen würden denen gehorchen, die darin Verantwortung übernehmen, sprich arbeiten. Alle zusammen würden wir entscheiden, was wir für systemrelevant, heißt: entlohnenswert, halten, und was nicht. Diese Arbeiten würden wir uns untereinander gerecht aufteilen. Wer mehr arbeitet als durchschnittlich erforderlich, bekommt mehr Geld, wer nicht arbeiten kann, weniger, aber nie nix. Wahrscheinlich käme keine 40-Stunden-Woche dabei raus- stattdessen hätten die meisten bei gleicher Verteilung der erforderlichen Arbeit viel mehr Freizeit als bisher. Wir alle, die wir hier leben (egal ob mit oder ohne Papiere) könnten gemeinsam die Welt gestalten, wie sie uns gefällt. Und Pippi Langstrumpf unseren Präsidentinnenpalast widmen.

Ps: für Risiken und Nebenwirkungen in Bezug auf den Kapitalismus fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Apotheker oder irgendeine*n andere/n, der/dem Sie vertrauen!

Das ist meine Meinung. Ich habe mich Anfang dieses Jahrhunderts einmal für einen Job beworben, nur weil in der Stellenausschreibung Einheitslohn und kollektive Selbstverwaltung in Aussicht gestellt wurden. Heute bin ich anderswo angestellt und gehaltsmäßig vielleicht eher in der oberen Mitte, wäre aber jederzeit bereit, weniger Lohn zu akzeptieren, wenn ein Mittelwert berechnet würde und alle dasselbe bekämen. Wie seht ihr das? Was denkt ihr zum Thema Einheitslohn? Meint ihr auch, das wäre gesamtgesellschaftlich eine gute Idee?