Altersdiskriminierung: Was ist die Antwort auf Ageism?

Ist euch in einer Diskussion schon mal ein Statement begegnet, das mit den Worten anfing „Ich möchte dir/Ihnen ja nicht zu nahetreten, aber WIR gehören noch/schon einer Generation an, die….“? Fühlt sich nicht gut an, oder? Egal, was danach kommt….

Der Grund ist, dass mit dieser Einleitung gleich einmal folgendes klargestellt wird: 1) Der/die Sprecher*in teilt Menschen nach ihrer Zugehörigkeit zu von ihm/ihr definierten Altersgruppen ein. 2) der/die Sprecher*in macht deutlich, dass Du nicht zu derselben gesellschaftlichen Gruppe gehörst wie sie/er, 3) der/die Sprecher*in gründet seine/ihre weitere Argumentation auf Stereotype bezüglich deiner Gruppe, 4) der/die Sprecher*in hält ihre/seine Position für überlegen.

Kurzum: die entstehende Situation ist für den/die Angesprochene einfach ätzend. Und wahrscheinlich wird das, was an Text dann noch folgt, vor Ärger oder Frust überhaupt nicht mehr richtig wahrgenommen.

Wie nun reagieren?

Mir fällt letztlich nur eine Möglichkeit ein, die für mich stimmig wäre: nämlich genau das ansprechen. Aber auch das fühlt sich scheiße an. Es bringt mich nämlich in die Situation, meine Verletzlichkeit zeigen zu müssen und mich damit vielleicht sogar noch verletzlicher zu machen. Ich habe Angst, damit die Vorurteile des/der Sprecher*in noch zu verstärken. Sie/er oder Dritte, die dabei sind, könnten mir vorwerfen, vom eigentlichen Thema des Gesprächs abzulenken. Ich will gar nicht als Person im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung mit so aggressiven Menschen stehen.

An dieser Stelle kann ich auch einmal Danke sagen. Denn Altersdiskriminierung ist eine Erfahrung, die sogar die machen können, die ansonsten eher auf der dominanten Seite stehen, wenn Menschen in Gruppen eingeteilt werden (z.b. nach Hautfarbe, Herkunft, Sexualität, etc). Und wenn eine*r erstmal weiß, wie scheiße es sich auf der anderen, der mindergeschätzten und stereotypisierten Seite anfühlt, dann sollte sie/er doch viel viel vorsichtiger werden in den eigenen Äußerungen und selber Diskriminierungen aller Art vermeiden. Wär jedenfalls schön.

So richtig weiß ich allerdings trotzdem noch nicht, wie ich beim nächsten Mal reagieren werde, wenn ich in eine solche Situation komme. Vielleicht habt ihr ja Tipps?

Ich habe schon jetzt keine Lust, ne nette Omi zu sein!

Mit wem willst du frühstücken? Mit wem willst du fernsehen? Kreativ sein? Dein Leben verbringen? Das sind wichtige Fragen, und wenn du auf alles nur sagen kannst: Ich kann es mir nicht aussuchen, dann bist du entweder im Gefängnis oder im Altenheim.

Unmissverständlich: Anita Augustin ist zornig. Zornig über den Umgang mit alten Menschen in unserer Gesellschaft, zornig über die Bilder, die Jüngere von „Seniorinnen und Senioren“ entwerfen, zornig über das Romantisieren, wie es in letzter Zeit immer mal wieder vorkommt: die liebe Oma, die ihre Enkel hütet und Lebensweisheiten vermittelt, der Opa, der noch einmal das ganz große Abenteuer wagt. Schön für die, die das können, aber was ist mit denen, die keine Lust haben, eine nette Omi zu sein, oder die es schlicht nicht können?

„Der Zwerg reinigt den Kittel“ ist eine bitter-sarkastische Gewaltphantasie, geboren aus Empörung und Wut, die eine angesichts der Zustände in den „Menschenmülldeponien“ unserer Gesellschaft überkommen können. Die kettenrauchende Rentnerin, aus deren Sicht hier erzählt wird, bewahrt sich allerdings eines bis zum Schluss: ihren Witz und die Kontrolle darüber, wie ihre Geschichte erzählt wird. Ein letzter Rest ihrer Autonomie.

„Menschenmüll “ ist ein Zitat aus diesem ungewöhnlichen Buchtrailer, in dem die Autorin sich, ihr Handwerk und das Buch vorstellt:

„Der Zwerg reinigt den Kittel“ ist Punk, und wem Punk gut tut, weil manches einfach nicht anders zu kommentieren ist als kotzend, und nicht anders zu ertragen als in Gemeinschaft mit anderen, die auch ungefiltert Scheisse brüllen können, dem oder der wird auch dieses Buch „gefallen“. Und dann kannst du hin und wieder auch lachen.