Ich habe schon jetzt keine Lust, ne nette Omi zu sein!

Mit wem willst du frühstücken? Mit wem willst du fernsehen? Kreativ sein? Dein Leben verbringen? Das sind wichtige Fragen, und wenn du auf alles nur sagen kannst: Ich kann es mir nicht aussuchen, dann bist du entweder im Gefängnis oder im Altenheim.

Unmissverständlich: Anita Augustin ist zornig. Zornig über den Umgang mit alten Menschen in unserer Gesellschaft, zornig über die Bilder, die Jüngere von „Seniorinnen und Senioren“ entwerfen, zornig über das Romantisieren, wie es in letzter Zeit immer mal wieder vorkommt: die liebe Oma, die ihre Enkel hütet und Lebensweisheiten vermittelt, der Opa, der noch einmal das ganz große Abenteuer wagt. Schön für die, die das können, aber was ist mit denen, die keine Lust haben, eine nette Omi zu sein, oder die es schlicht nicht können?

„Der Zwerg reinigt den Kittel“ ist eine bitter-sarkastische Gewaltphantasie, geboren aus Empörung und Wut, die eine angesichts der Zustände in den „Menschenmülldeponien“ unserer Gesellschaft überkommen können. Die kettenrauchende Rentnerin, aus deren Sicht hier erzählt wird, bewahrt sich allerdings eines bis zum Schluss: ihren Witz und die Kontrolle darüber, wie ihre Geschichte erzählt wird. Ein letzter Rest ihrer Autonomie.

„Menschenmüll “ ist ein Zitat aus diesem ungewöhnlichen Buchtrailer, in dem die Autorin sich, ihr Handwerk und das Buch vorstellt:

„Der Zwerg reinigt den Kittel“ ist Punk, und wem Punk gut tut, weil manches einfach nicht anders zu kommentieren ist als kotzend, und nicht anders zu ertragen als in Gemeinschaft mit anderen, die auch ungefiltert Scheisse brüllen können, dem oder der wird auch dieses Buch „gefallen“. Und dann kannst du hin und wieder auch lachen.