In Korea verfilmt ein Mann einen lesbischen Thriller.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=MKuiTagkFvU]

Schöne Frauen und eine raffinierte Story zwischen Thriller und Liebesgeschichte – ein super Rezept für einen Film, keine Frage. Der Plot geht auf einen Roman von Sarah Waters zurück, einer bereits mehrfach ausgezeichneten lesbischen Autorin aus Wales. Verfilmt hat ihn nun ein Mann.

Was ist der Mehrwert des neuen Films von Park Chan-wook? Gegenüber der früheren BBC-Verfilmung die Opulenz. Schauspielerinnen, Kostüme, Ausstattung, Stimmung: all dies von Anfang bis Ende – über 145 Minuten hinweg – eine Augenweide. Die Ästhetik begleitet mich immer noch durch trübe Wintertage.

Der südkoreanische Regisseur hat es aber dabei nicht belassen, er hat der Geschichte noch eine von Sarah Waters nicht vorgesehene Dimension von Pornographie und Gewalt hinzugefügt – und das macht den Film für mich dann doch schwer verdaulich. Leider! Denn auch wenn diese Elemente, soviel sei verraten, am Ende nicht siegen – einmal mehr wurden sie in die Welt gebracht und leben dort fort (Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten!).

Im Film kommen mehrere längere lesbische Sexszenen vor. Wieviel Voryuerismus wohl dahintersteckt? Hoffen wir mal, dass es nicht so lief wie bei „Blau ist eine warme Farbe“, wo die Schauspielerinnen sich beim Dreh sexuell ausgebeutet fühlten.

Das offensichtlich mehrheitlich heterosexuelle Kino-Publikum bei der Sneak Preview quittierte die lesbischen Liebesszenen  mit nervösem Gekicher, scheinbar gelangweiltem Stöhnen und hier und da (zum Glück unterhalb meiner Wahrnehmungsschwelle) wohl sogar mit einem Igitt. Geräuschen jedenfalls, die ich bei heterosexuellen Sexdarstellungen im Kino so noch nie erlebt habe. Laut theguardian.com ist es Park Chan-wook ein Anliegen, mit diesem Film Homosexualität in Asien zu enttabuisieren. Da braucht es in Deutschland wohl auch noch etwas Anstrengung. Und ob im Kontext von Kamasutra-Texten und -Zeichnungen Tabus auf gesellschaftlicher Ebene fallen, und nicht einfach erotische Phantasien bedient werden, würde ich auch eher bezweifeln.

Insgesamt ein frauenfreundlicher, aber immer noch ein Männerblick auf Frauenliebe. Und deshalb, bei aller Schönheit der Bilder, doch nicht ganz das, was mein Lesbenherz begehrt.

0 Gedanken zu „In Korea verfilmt ein Mann einen lesbischen Thriller.

Kommentare sind geschlossen.