Eine lesbische Liebesgeschichte aus dem Iran

Lieben dürfen, wen ich will. Leben dürfen, mit wem ich will. Wen kann das – und aus welchen Gründen – stören? Leider genügt es nicht, einfach den Kopf zu schütteln über dererlei Meinungsterrorismus. Denn oft genug ist er gepaart mit Macht – kultureller, politischer und im schlimmsten Fall staatlicher Macht. So zum Beispiel im Iran, wo (Stand heute) Menschen aufgrund ihrer gleichgeschlechtlichen Liebe getötet werden.

Deborah Ellis, eine kanadische Psychotherapeutin, die mit Geflüchteten arbeitet, hat in ihrem Buch „Wenn der Mond am Himmel steht, denk ich an dich“ die reale Geschichte einer jungen iranischen Frau zu einem, aus verschiedenen Gründen lesenswerten, Roman verdichtet. Zum einen ist da natürlich der seltene Einblick in Alltagswelten des heutigen Iran. (Einen Kommentar zu einem aktuellen, auch von einer Frau geschriebenen Sachbuch zu diesem Thema, findet ihr unten – das konnte ich mir in diesem Zusammenhang einfach nicht verkneifen.) Zum anderen ist die Erzählung von Deborah Ellis aber auch geprägt von großer Zartheit und der Poesie einer ersten Liebe, die sich gegen alle Widerstände ihren Weg bahnt. Trotz der thematisch wirklich schweren Kost habe ich das Buch gerne und in einem Rutsch durchgelesen, wie schon lange keine lesbische coming-out-Geschichte mehr. Jugendlichen wie Erwachsenen kann ich es uneingeschränkt empfehlen!

Ein guter Anlaufpunkt, um sich über die Lage/Verfolgung von lesbischen, schwulen, und transsexuellen Menschen zu informieren ist die Länderseite von Queeramnesty.

(Als aktuelles, 2017 erschienenes Sachbuch zum Alltag im heutigen Iran, das vor allem gegen die hier – in den deutschsprachigen Ländern?- verbreiteten Klischees angehen und „moderne“ Tendenzen aufzeigen will, lief mir „Der neue Iran“ von Charlotte Wiedemann über den Weg.ü Leider bin ich bisher nur dazu gekommen, mal hineinzuschnuppern. Eine Suche nach dem Begriff Homosexualität ergab 0 Treffer, einen Treffer gab es für homosexuell im Zusammenhang mit einem anscheinend bekannten Schwulentreff in einem öffentlichen Park in Teheran. Ich schließe daraus, dass die Autorin vermutlich keine Betroffene, also Lesbe, ist und auf diesem Auge eher blind. Das wiederum stellt dann für mich auch ein wenig die Glaubwürdigkeit ihrer Einschätzung zu anderen Diskriminierungsthemen in Frage, zb was den Antisemitismus im Iran angeht. Obwohl das Buch von deutschen Kulturleitmedien wie Deutschlandfunk, Zeit und FAZ positiv aufgenommen wurde, würde ich es daher bei allem Interesse zumindest mit kritischem Blick lesen. Wenn ich eines Tages dazu komme…)

Beide hier erwähnten Bücher gibt es übrigens in der Onleihe oder im Buchladen eures Vertrauens!

DEBORAH ELLIS

Wenn der Mond am Himmel steht, denk ich an dich

Übersetzt von Edith Beleites

Ab 13 Jahren

Taschenbuch, Broschur, 256 Seiten

Ein Gedanke zu „Eine lesbische Liebesgeschichte aus dem Iran

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