Es ist genug für alle da!

Ein bißchen Nachlesen über den damals sogenannten „Brotkorb der Welt“ (angeregt durch die Lektüre von „Am Roten Fluss“ ) hat mich dazu bewegt, mich mal wieder mit der Frage zu befassen, woher eigentlich global gesehen in den nächsten Jahrzehnten unser Essen kommen könnte. Dabei bin ich auf ein paar interessante Fakten gestoßen.

Seit 1948 ist die Menge in der US-Landwirtschaft eingesetzter Produktionsfaktoren (Arbeit, Land, Kapital) praktisch unverändert geblieben, während der Ausstoss der Farmen sich fast verdreifacht hat….

(Quelle: NZZ)

Wissenschaft und Technik tragen maßgeblich dazu bei, die Produktivität kontinuierlich zu steigern – und dazu braucht es nicht nur Chemie.

Im Laufe der Zeit haben sich entsprechend die Beiträge an die Produktivität gewandelt. Waren ab Mitte des 20. Jahrhunderts die Mechanisierung und Chemikalien entscheidend, ist von 1980 bis 2009 der Maschinenpark geschrumpft, der Einsatz von Land und Arbeitskräften zurückgegangen, und der Einsatz von Chemikalien hat sich verlangsamt. Trotzdem nahm die Produktion in dieser Zeit um jährlich 1,5% zu….

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat zudem eine richtiggehende Revolution stattgefunden, was das wissenschaftliche Verständnis lebender Organismen und die Datenverarbeitung betrifft. Saatgut wird zunehmend wetter- und krankheitsresistent, Traktoren werden von Satelliten gesteuert und düngen und säen auf den Zentimeter genau, Bodensonden melden, wann wo wie viel bewässert werden muss…

(Quelle: NZZ)

Und wenn AgrarwissenschaftlerInnen heute auch besser denn je wissen, was im Sinne von Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung bei alledem zu beachten wäre  (zb laut dieser Studie): Was könnte die Menschheit dann noch daran hindern, genug zu essen für alle zu produzieren?

Die Welternährungsorganisation FAO hat 2015 einen Plan (Path to Zero Hunger by 2030) aufgestellt, der das Ziel hat, bis 2030 den Hunger in der Welt abzuschaffen. Bis dahin wird es voraussichtlich über 8 Milliarden Menschen geben. Immer mehr Menschen, und trotzdem könnte genug für alle da sein.

Zu den wichtigsten Maßnahmen, die zur Abschaffung des Hungers auf der Welt führen, gehören allerdings zwei Dinge: auf der einen Seite eine Steigerung der Produktivität (check), auf der anderen Seite eine Verbesserung des Zugangs zu Nahrungsmitteln für alle – und hier liegt das Problem.

Das Perverse ist, dass über die Jahrzehnte trotz wachsender Produktivität für die Masse der Menschen kein besseres Leben herausgesprungen ist. Dass das Wissen und das Können der Menschheit nicht so eingesetzt werden, dass der Hunger ausgerottet wird (und nicht die Tiere).

Hier in den Metropolen wird uns weisgemacht, dass Reallöhne und Renten sinken, weil wir mehr werden (mehr Kranke, mehr Alte, mehr Arbeitslose). In der Peripherie leiden weiterhin Millionen an Hunger und Armut. Und das, obwohl wir mit immer weniger Aufwand und Ressourcen immer mehr produzieren. Die Früchte dieser Entwicklung kommen aber bislang nur einigen Wenigen zu Gute, ganz nach dem Motto: Nur wer hat, der kriegt.

Ein paar Schritte dahin, dies zu ändern, stehen auch im Plan der FAO, wer beobachten möchte, was sich in diesem Zusammenhang tut, kann neue Entwicklungen auf http://www.agrardebatte.de verfolgen.

Und immer, wenn jemand mit dem Argument, irgendetwas würde nicht reichen, andere ausgrenzen will, sollten wir uns diese Fakten mal wieder vor Augen halten.