Hinschauen, ganz genau hinschauen, ganz genau und gerade da, wo es weh tut. Wo es einer den Magen umdreht. Darum geht es in „Wer dann noch lachen kann“ von Birgit Vanderbeke.
Ich habe dieses Buch auf einem Bücherflohmarkt gefunden und wusste gleich: kein Gute-Laune-Buch, aber sicherlich gut. Als ich mich endlich aufgerafft habe, es zu lesen, entpuppte es sich als Page-Turner – mit Tiefenwirkung.
Sprachlich leicht und zugleich präzise, inhaltlich persönlich und zugleich politisch, erzählt Birgit Vanderbeke von häuslicher Gewalt – auch wenn das Mädchen, das sie erleidet, dies für ein vergleichsweise „kleines Pech“ hält im Vergleich zu Kriegen, Hunger und Vertreibung/Flucht.
Doch alle Geschichten von Gewalt und Krieg müssen erzählt werden. Sie werden erzählt, so oder so, zuerst durch den Körper, und wenn man Glück hat und eine/n, die/der zuhört, auch mit Worten.
Birgit Vanderbekes Mädchen hat dieses Glück, zunächst in Form ihrer eigenen Stimme aus der Zukunft (dem Beweis, das sie überleben wird, was ihr gerade widerfährt), und später in Gestalt des „Mikrochinesen“. Was es mit dem auf sich hat, müsst ihr schon selber lesen. Ich finde, es lohnt sich!
Gewalt gegen Kinder in Deutschland nimmt laut Kriminalstatistik eher zu als ab. 2017 sind in Deutschland 143 Kinder zu Tode geprügelt worden. Der Polizei wurden allein 2017 über 4000 Fälle von schweren Misshandlungen und über 13000 Fälle von sexueller Gewalt bekannt. Die vermutete Dunkelziffer ist riesig. Die Täter/innen sind in den meisten Fällen die eigenen Eltern oder nahe Verwandte. Im Internet gibt es mehr als 80000 Seiten mit Abbildungen von Gewalt gegen Kinder. (Quelle: Tagesschau). Auch hier gilt: nicht weg-, sondern hinschauen – und eingreifen. Das hat Birgit Vanderbeke mit diesem starken Buch noch einmal ganz deutlich gemacht, Handlungsanleitungen inklusive.